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Sprücheklopfer

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kissmyairs

Mit Prints auf Shirts ist es so eine Sache. Entweder sind sie cool oder… nun ja, alle, die die glorreiche Ed Hardy-Ära miterlebt haben, können den Satz auch prima selbst vervollständigen.

Ich will da aber etwas tiefer in die Materie gehen: Print ist ja schließlich nicht gleich Print. Da wären zum Beispiel stillvolle Verzierungen, die Juwelen, Spitze oder exotische Muster nachbilden und ein schlichtes T-Shirt zu einem Kunstwerk machen.
Und dann wären da noch die Shirts mit Sprüchen drauf. Ich meine SPRÜCHEN. Solchen, die weder geistreich noch witzig oder wenigstens mit einem Augenzwinkern versehen sind.
Letztens lief ich durch die Straße und rannte fast eine Rentnerin um, weil ich die Augen nicht abwenden konnte – von einer Prachtgestalt, die in einem knallpinken Shirt vom letzten Ballermann-Urlaub seelenruhig ihren Burger genoss und die umherlaufenden Menschen mit der Aufschrift „Wir sind nicht peinlich – ihr seid doch nur neidisch“ beglückte. Samt Rechtschreibfehler.

Ihr könnt euch das Gefühl der Erleichterung nicht vorstellen, das mich überkam, als ich daran zurückdachte, meine letzte Onlinebstellung storniert zu haben. Zu sehr ließ ich mich von den „comme des fuckdown“-Beanies, „Homies“-Pullis und etlichen von Cara Delevigne vergewaltigten Sprücheklopfershirts beeinflussen.
Das Problem nämlich ist – ganz abgesehen von der Ballermann-Lady – dass es sich mit solchen Slogans wie mit Witzen verhält: Beim ersten Mal mag man noch herzlich darüber lachen, beim zweiten Mal vielleicht noch milde schmunzeln, aber alles andere sorgt nur noch für genervtes Augenverdrehen. Ob darauf „Nobody reads your damn blog“ oder „Döner macht schöner“ steht, macht im Endeffekt keinen großen Unterschied. Wir haben es ja schon verstanden.
Etwas wirklich Geistreiches muss man schließlich nicht in großen Lettern auf dem Oberkörper prangen lassen. (Es sei denn, es handelt sich um NIKE und Airmax und meine nicht von der Hand zu weisende Obsession mit allem, was damit zu tun hat) Das kann man auch verbal erledigen und lieber Bilder in Form von Prints für sich sprechen lassen. Die sagen eh mehr als tausend Worte.

(styleranking-Kolumne)


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