Facebook weiß, was du zu Mittag gegessen hast. Google weiß, wo du letzte Nacht warst. Obama liest deine Mails und wenn wir doch ehrlich sind, kann selbst der minderbemittelte Nachbars-Sohn, der seit Jahren seinem Meerschweinchen hinterhertrauert, eigentlich alles über dich erfahren, was er möchte.
Wir teilen alles, was uns beschäftigt, uns erfreut und uns langweilt. Transparenz ist zu einem Schimpfwort geworden – dieses Internet, von dem alle reden, lässt uns keinen Raum für Geheimnisse. Und so erfahren wir selbst Dinge über unsere Mitmenschen, von denen wir nicht im Entferntesten etwas wissen möchten.
Das ist ja alles schön und gut, aber wie finde ich jetzt die Überleitung zu dem, wovon ich eigentlich mehr Ahnung habe?
Richtig. Stichwort „transparent“. Die Mode schafft es noch als letzte Bastion, den in Verruf geratenen Begriff im guten Licht erscheinen zu lasen. Da wären wir wieder beim Thema, welches zumindest beim Blick in die Hochglanzmodestrecken nicht mehr totgeschwiegen werden kann. Überall, wo man hinsieht, scheint und schimmert etwas durch. Sei es ein BH, der unter einer Chiffonbluse zu sehen ist, oder eine geschickt eingebaute Applikation im groben Sweatshirt, die einen kurzen Blick auf nackte Haut ermöglicht.
Organza, Netz, Tüll und Plexiglas sind die Stoffe der Stunde und ich scheine keine andere Wahl zu haben, als mich diesem Trend zu opfern.
Denn seien wir ehrlich: Schöner kann man subtile Sexiness nicht inszenieren. Statt die nackte Haut-Keule zu schwingen und alles, was man zu bieten hat, zu entblößen, kann man ebendiese Haut zeigen, während sie gleichzeitig bedeckt bleibt. So haben Bandeautops selbst im Büro eine Chance und ein hübscher (nicht zu ofenherziger!) BH muss sich nicht länger unter dem T-Shirt verstecken.
Doch vorsicht: Nur weil „transparent“ jetzt das In-Prädikat trägt, muss man noch lange nicht auf die Mitmenschen pfeifen und ihnen die eigene Körperpracht auf dem Präsentierteller servieren. Das Zauberwort heißt „blickdicht“ und gilt für alles, was unter den durchschimmernden Stoffen getragen wird. Wem das zu kompliziert ist, kann sich einfach folgende Faustregel merken: Alles, was man sonst auch nicht entblößen würde, gehört unter transparenten Teilen versteckt – und bedeckt. Das Prinzip ist nämlich das gleiche: man sieht es sonst. Und was ein Geheimnis bleiben soll, das sollte man doch einfach für sich behalten. Gilt übrigens auch für Google, Facebook und Co…
Bluse: Galeries Lafayette
Jeans: Diesel
Top: H&M
Heels: Hilfiger Denim
Clutch: Beth Jordan