Sonne, Vogelgezwitscher, kein Wölkchen am Himmel – bin ich schon im Paradies? Könnte ich fast glauben, wären da nicht die Weihnachtspfunde, die weg müssen. Und der abgebrochene Nagel. Und überhaupt fehlen mir noch die Traumschuhe für dieses traumhafte Traumwetter.
Klappe fällt, cut, aus. So schnell ist das Kopfkino vorbei, raus aus dem Garten Eden mitten auf den grauen Asphaltweg zurück. Und während ich mir den Staub aus den Augen wische, frage ich mich innerlich: warum können wir uns nicht einfach darüber freuen, was wir haben? Wieso jagen wir ständig unerfüllten Träumen nach, die eigentlich keine sind? Wenn man nämlich genauer hinschaut, sind es meistens nur die Kapricen des Alltages, die uns glauben lassen, ohne sie wäre das Leben unerfüllt uns sinnlos.
Aber mal im Ernst, insgeheim wissen wir doch alle, dass die Welt nicht wirklich untergehen wird, wenn wir nichts zum Anziehen finden, auch wenn der Kleiderschrank schon aus allen Nähten platzt. Und auch ohne die OOH EMM GEE-Schuhe würde man weiterhin atmen, ja, sogar richtig leben können!
Gleichzeitig werden wir aber misstrauisch, wenn alles perfekt zu sein scheint: eine meiner liebsten Freundinnen, typ Supermodel und herzensguter Mensch, hat nach jahrelanger und erfolgloser Suche endlich den perfekten Mann gefunden, der gut aussieht, sie auf Händen trägt und sogar Manieren (!) zu haben scheint. Und während man sie nach dem Status Quo bei einem Cocktail ausquetscht und Luftsprünge plus flammende Worte erwartet, bekommt man nur ein unsicheres “ja, alles super! Nur irgendwie ZU super, irgendwas muss da doch nicht stimmen, oder?” zur Antwort.
Seriously? NEIN! Das stimmt schon so! Nimm die graue Brille ab, sieh die Welt so rosarot, wie sie gerade ist und freue dich doch bitte einfach! Warum nicht bloß zufrieden sein und das Leben genießen, solange man kann? Dunkle Wolken und Gewitter wird es schließlich immer wieder geben, um uns nicht komplett abheben zu lassen.
Doch bevor es wieder soweit ist, schnapp ich mir mein Eis und setze mich in die strahlende Sonne. Fühlt sich nämlich wie im Paradies an. Wenn Stracciatella doch nur bloß nicht so viele Kalorien hätte…